„Lifelogging und das Leben mit der digitalen Aura“ lautet der Titel des Vortrags von Prof. Stefan Selke am Donnerstag (7. Mai) im Käte-Dinnebier-Saal des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) an der Bahnhofstraße. Auf Einladung der Humanistischen Union Marburg unternimmt der Sozialwissenschaftler dort ab 19.30 Uhr „Streifzüge durch die Welt der digitalen Selbstvermessung“.
Der Vortrag nimmt die Zuhörenden mit auf eine weltweite Reise zu Orten, an denen die Schamanen des digitalen Zeitalters ihre Geschichten von der schönen neuen Welt der Digitalisierung unseres Lebens verbreiten. Sie preisen eine Art Black-Box an, die sämtliche Lebensdaten über eine Person enthält.
Immer mehr Menschen messen mit Hilfe sogenannter „Apps“ über ihr Handy ihre Schrittlänge, ihren Blutdruck und andere Werte. Immer genauer erfassen Menschen selbst ihre persönlichsten Lebensdaten. Längst äußern Krankenkassen und Arbeitgeber Beggehrlichkeiten nach diesen Daten.
Selkes Streifzüge stellen die Grundformen der digitalen Selbstvermessung (und ihre Entgleisungen) plastisch anhand von Beispielen und dennoch wissenschaftlich fundiert vor. Sie münden in die These, dass wir fundamentale Grenzverschiebungen in den Bereichen Gesundheit, Arbeit, Beziehungsformen und Solidarität erleben werden rationale Diskriminierung. Am Ende wird die Frage stehen, wie perfekt heute ein Mensch sein muss.
Selke ist Autor des Buchs „Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert“ (Berlin, 2014). Als Soziologe mit dem Lehrgebiet „Gesellschaftlicher Wandel“ an der Hochschule Furtwangen beschäftigt er sich in mehreren Anwendungsfeldern mit schleichenden Veränderungen von Kultur und Lebenswelt. Er ist Prodekan der Fakultät „Gesundheit, Sicherheit und Gesellschaft“ und Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Beiräten.
Sein Vortrag findet im Gewerkschaftsbüro an der Bahnhofstraße in Marburg statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Am darauffolgenden Tag wird Selke bei der Verleihung des Marburger Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte die Laudatio auf die Preisträgerin Inge Hannemann halten. Die Feierstunde im Historischen Saal des Rathauses beginnt am Freitag (8. Mai) um 11.30 Uhr.
Dragan Pavlovic