Vor der Ausdünnung der sozialen Infrastruktur im Ländlichen Raum warnt die Humanistische Union (HU) die politischen Entscheidungsträger. „Demokratie ist dezentral und divers“, erklärte der Marburger HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke.
Einer von vielen Gründen für das Erstarken rechtspopulistischer Parteien und Positionen ist nach Auffassung des Bürgerrechtlers die jahrzehntelange Ausdünnung der Infrastruktur in Dörfern und ländlich geprägten Ortsteilen. Bewohnerinnen und Bewohner fühlten sich dadurch vernachlässigt und ausgegrenzt. Das stärke populistische Parolen, die Politikerinnen und Politiker als „die da oben“ und „fernab vom Willen des Volkes“ verorten.
Ernstlich besorgt ist Hanke über die geplante Schließung der Außenverwaltungsstellen der Stadt Marburg in Cappel, Marbach und Wehrda: „Das vergrößert die politische Distanz zwischen der Innenstadt und den Außenstadtteilen noch mehr“, befürchtet er. „Notwendig zum Schutz der Demokratie wäre dagegen eine Stärkung der Stadtteile und ihrer Infrastruktur.“
Offen gezeigt habe sich die Schere zwischen Zentrum und Randlage beim Bürgerentscheid über das Mobilitäts- und Verkehrsentwicklungskonzept „MoVe 35“. Während die Innenstadt deutlich für eine Halbierung des Autoverkehrs bis zum Jahr 2035 stimmte, votierten die Außenstadtteile mehrheitlich dagegen. „Dieses Abstimmungsergebnis ist Ausdruck der Benachteiligung der Stadtrandlagen“, interpretierte Hanke das unterschiedliche Votum innerhalb der Stadtgrenzen.
Um die problematische Entwicklung wieder einzufangen, plädiert der Bürgerrechtler für eine Stärkung der Außenstaddteile nicht nur durch Bürostunden der Verwaltung vor Ort, sondern auch durch die Unterstützung sozialer und kultureller Angebote durch den Magistrat. „Dorfläden und Bürgerhäuser allein reichen dabei nicht aus“, erläuterte Hanke. „Wir brauchen auch Arztpraxen und Apotheken sowie ein halbstündliches Busangebot in alle Stadtteile. „Gerade am Stadtrand wohnen viele Menschen, die aufgrund ihres Alters nicht mehr mobil sind und deswegen auf Angebote vor Ort und eine gute Verkehrsanbindung angewiesen sind.“
* Franz-Josef Hanke