Wachstum: Bäume und Pflanzen statt Autos und Plastik

Der Verdrängungswettbewrb ist eine der wichtigsten psychologischen Disziplinen. Wenn manche Zeitgenossen die Corona-Pandemie nicht wahrhaben wollen, dann tun sie damit genau das Gleiche, was viele beim Klimawandel, dem Artensterben und den Migrationsbewegungen machen.
„Homo Faber“ ist wahrscheinlich in fast allen Menschen mehr oder weniger zu entdecken. Die Titelfigur eines Romans von Max Frisch rechnet solange, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt. Vor dem, was nicht wahr sein darf, verschließt er konsequent die Augen.
Eine lange Liste ließe sich aufstellen, was alles in den letzten Jahrzehnten von der Bevölkerungsmehrheit und der Politik ignoriert wurde. Beginnen könnte sie beim Bienensterben, dem Insektensterben, dem Aussterben vieler einstmals heimischer Vogelarten in Deutschland und dem allgemeinen Artensterben. Betrachten müsste der Mensch dann die industrielle großflächige Landwirtschaft, die massenhafte Bodenvergiftung mit Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und die Übersäuerung der Böden durch Nitrate.
Weiter ging es mit gigantischer Flächenversiegelung und – damit einhergehend – der Abholzung von Wäldern, der Bebauung einstmals landwirtschaftlich genutzter Äcker und den krebsartigen Wucherungen der Städte weit ins ländliche Umfeld hinein. Die übrig gebliebenen Wiesen wurden immer intensiver genutzt, um immer mehr Lebensmittel herzustellen. Der einstmals schon aus finanziellen Gründen begrenzte Fleischkonsum stieg dramatisch an, wodurch auch die Emission von Kohlendioxid (CO2) weiter zunahm.
Immer mehr und immer schnellere Autos auf immer mehr und immer geraderen Straßen und Autobahnen rasten durch das versiegelte Land. Immer mehr Abgase wurden zwar durch immer schärfere Richtwerte begrenzt, durch die „Dieselgate“-Betrügereien aber dennoch weiterhin in viel zu hohen Ausmaßen in die Luft geblasen. Aber die Autobahn ist ja angeblich die wichtigste Industrie Deutschland, ohne die die Wirtschaft und ihr angeblich nötiges Wachstum ins Stocken gerate.
Gewöhnt haben die meisten Menschen sich an diese „automobile“ Lebensweise mit einer Tonne Blech um jeden Menschen, der ohne lange Vorbereitung auf Anhieb einfach fast überallhin fahren oder fliegen kann. Gewöhnt haben sich die meisten an Plastik und immer neue Handys, an Kühlschränke und Waschmaschinen, Staubsauger und Computer. Gewöhnt haben sie sich vor allem aber daran, über die Folgen ihres Tuns nicht weiter nachzudenken.
Geglaubt haben viele daran, dass Technik alle Probleme lösen und menschlicher Erfindergeist alle Menschen retten könne. Gehofft haben sie, dass die „moderne Medizin“ alle Krankheiten und letztlich sogar den Tod besiegen könne. Größenwahnsinn prägt diese schier grenzenlose Technikgläubigkeit.
Dass dann irgendwann die unvermeidliche Quittung kommen musste, war lange schon klar. Wachstum der Wirtschaft muss Grenzen einhalten, wenn es wirklich Wohlstand schaffen soll; anderenfalls führt es zu wachsenden Problemen mit der Natur und der restlichen Menschheit. Verteilungskriege und die Flucht vor der Klimakatastrophe sind längst bittere Realität.
Doch viele Menschen und vor allem fast alle politisch Verantwortlichen haben sich für Wirtschaftswachstum und damit zugleich gegen das Wachstum von Bäumen und Pflanzen, von gesunden Kindern und gegen die sorglose Zukunft der Menschheit entschieden. Wer heute noch Autobahnen – beispielsweise durch das Trinkwasserschutzgebiet im Dannenröder Forst – baut und dafür den Wald beseitigt, der schraubt damit zugleich die Spirale der todbringenden Klimakatastrophe weiter nach oben. Wer weitermacht mit Wirtschaftswachstum ohne Grenzen und der Raserei der Rennauto-Autobahnfans, der legt die Lunte an an die Zukunft der Menschheit. Längst schon nehmen Allergien und sogenannte „Zivilisationskrankheiten“ sowie psychische Erkrankungen ein dramatisches Ausmaß an.
Wer nicht sofort umsteuert, der wird selbst den geringen Wohlstand verlieren, der ihm mit freiwilligen Einschränkungen sonst noch lange erhalten bliebe. Die Welt brennt nämlich nicht nur in California. Darum müssen die Menschen nun beginnen, eine konsequente Umweltpolitik durchzusetzen.
Die Partei, die sich „Grüne“ nennt, profitiert zwar bundesweit von Wahlentscheidungen vieler Menschen zugunsten des Klimaschutzes; doch in Hessen ist sie selbst Verursacher der Zerstörung des Dannenröder Forsts und damit eines klimapolitischen GAU. Wer Grüne wählt, muss das den Parteiverantwortlichen dieser einstmaligen Öko-Partei klar machen. Außerdem müssen alle Parteien – über Rechtspopulisten sprechen Demokraten hier nicht – eine konsequent ökologische Politik zur Leitlinie ihres gesamten Handelns machen.

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