pm 3/89 * Der kritische Sachverstand ist unerläßlich: HU fordert Kostenübernahme für Gutachten

„Ohne den kritischen Sachverstand geht es nicht!“ Zu diesem Schluß kommt der Ortsverband Marburg der HUMANISTISCHEN UNION in Auswertung des Erörterungstermins für die Epo-Produktion der Behring-Werke.
Den Erörterungstermin im öffentlichen Genehmigungsverfahren für diese gentechnische Produktionsanlage wertet die HU als Erfolg für die demokratische Kultur in der Bundesrepublik. Der Ablauf des Erörterungstermins bestärkt die HU in ihrer Forderung nach grundsätzlicher Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Genehmigung gentechnischer Anlagen. Demokratie sei – so der Marburger HU-Vorsitzende Franz-Josef Hanke – ganz wesentlich auch die Auseinandersetzung mit unbequemen Fragen.
Die EinwenderInnen und ihre Sachbeistände hätten verschiedene Mängel und Probleme der Epo-Produktion offenbart. Durch ihre Hinweise hätten sie zu einer Verringerung der möglichen Gefährdung durch diese Anlage beigetragen.
Die auf hohem Niveau geführte Diskussion habe außerdem eine strukturelle Schwäche derartiger Genehmigungsverfahren zutage gefördert: Alle Beteiligten – sowohl Genehmigungsbehörden, als auch Betreiber und EinwenderInnen – seien bei der Beurteilung der Gefahren dieser neuartigen Technologie überfordert. Besonders die Behörden gerieten mit ihrer Sachkenntnis hier zwangsläufig ins Hintertreffen. Dies habe Regierungspräsident Dr. Alois Rhiel am vergangenen Freitag richtig festgestellt.
Die kritischen Fragen der wissenschaftlichen Sachbeistände hätten in dem Erörterungstermin wichtige Problemstellungen herausgearbeitet.
Aufgrund dieser Erfahrung fordert die HU die Genehmigungsbehörden auf, im Vorfeld künftiger Erörterungstermine Gutachten durch die Kritische Wissenschaft erstellen zu lassen. Der normale Bürger sei derart schwierigen Fragestellungen, wie sie die Gentechnik aufwerfe, hilflos ausgeliefert. Er könne seine Bürgerrechte nur wahrnehmen, wenn ihm entsprechender Sachverstand beigestellt werde. Im Interesse eines wirksamen Schutzes der Bürger müsse deshalb der Staat die Erarbeitung qualifizierter kritischer Gutachten organisieren.
Da insbesondere die Industrie ein Interesse am gefahrlosen Betrieb ihrer Anlagen haben müßte, sollte nach Ansicht der HU auch sie die Erstellung kritischer Gutachten in jeder Hinsicht unterstützen.) Franz-Josef Hanke

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