Ein Wiederaufnahmeverfahren für Mumia Abu Jamal fordert die Humanistische Union. Der HU-Ortsverband Marburg fordert den Gouverneur des US-Bundesstaats Pennsylvania auf, die Hinrichtung des schwarzen Bürgerrechtlers und Journalisten endgültig abzusagen. Die deutsche Bundesregierung fordert die HU auf, bei ihrem NATO-Verbündeten USA auf die Abschaffung der Todesstrafe zu dringen. Die Rechtfertigung des NATO-Angriffskrieges in Jugoslawien hält der HU-Ortsvorsitzende Franz-Josef Hanke angesichts fortgesetzter Menschenrechtsverletzungen durch die Vollstreckung der Todesstrafe in 16 US-Bundestaaten für vollkommen unglaubwürdig. Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder die NATO als „Wertegemeinschaft“ preist, dann fragt sich der Bürgerrechtler, „welche Werte da gemeinsam hochgehalten werden“. In einer Rede zur Kundgebung aus Anlaß des 45. Geburtstages von Mumia Abu Jamal auf dem Marburger Marktplatz hat Franz-Josef Hanke als Mitglied des Hauptvorstands der IG Medien zum Fall seines afro-amerikanischen Journalistenkollegen Stellung bezogen.
„Weltweit werden Journalisten bei der Ausübung ihres Berufs verfolgt, eingeschüchtert, gefoltert und getötet“, erklärte Hanke. „Seien es Kleinkriminelle oder die Mafia, seien es rechtsradikale Schläger, regierungsnahe Todesschwadrone oder gar die Polizei – investigativer Journalismus kann das Leben kosten.“ Die IG Medien und die Organisation „Journalisten ohne Grenzen“ versuchen, das Leben von Journalistinnen und Journalisten in aller Welt vor derartigen Übergriffen zu schützen. Als einen solchen Übergriff auf einen kritischen Journalisten versteht Hanke auch den Fall des Mumia Abu Jamal.
Selbst wenn jemand einen anderen Menschen getötet haben sollte, berücksichtigt die Todesstrafe nach Ansicht der Humanistischen Union nicht die persönliche Lebensgeschichte oder psychische Krankheiten, die einen Inhaftierten zu seiner Tat bewegt haben können. Mit Verweis auf die drohende Gefahr tödlicher Justizirrtümer stellte Hanke fest: „Keine Hinrichtung rettet auch nur ein einziges Menschenleben, sie zerstört nur eines!“
Dragan Pavlovic