Hungernde Kinder in Deutschland – Studie zur Höhe von ALG II

Laut ist das Gejammer gerade in konservativen Kreisen, dass die Deutschen bald aussterben werden. Mit Elterngeld und anderen Vergünstigungen möchte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen junge Leute deswegen zum Kinder-Kriegen animieren. Den Kindern sozial schwacher eltern hingegen gönnt sie nicht einmal die notwendige Nahrung. Nach einer Studie der Universität Bonn reicht der Regelsatz des Arbeitslosengeldes II (ALG II) nämlich nicht aus für eine ausgewogene Ernährung!

Schon beim Elterngeld hatte von der Leyen diejenigen Eltern benachteiligt, die auf ALG II angewiesen sind. Anstelle von 14 Monaten bei Berufstätigen billigte sie ihnen nur zwölf Monate Elterngeld zu. Zudem beschnitt sie dessen Höhe auf 300 Euro monatlich.

Vorher hatten erwerbslose Eltern noch zwei Jahre lang Leistungen für die Erziehung ihrer Kinder in Anspruch nehmen können. Doch da war Ursula von der Leyen vor. Ihren Job als großzügige Geburtshelferin von Merkels Gnaden scheint die Keks-Erbin aus Hannover eher auf den akademischen Nachwuchs zu beschränken als auf Kinder weniger wohlhabender Eltern.

Aber die Familienministerin ist ja auch nicht zuständig für die Festlegung des Regelsatzes von ALG II. Dafür ist Franz Müntefering verantwortlich, dessen Partei sich trotz Hartz IV und anderer Sozialraub-Schandtaten immer noch „sozialdemokratisch“ nennt.

Gesunde Kost kostet zuviel
„Für Hartz-IV-Empfänger ist es kaum möglich, ihre Kinder gesund zu ernähren“, sagte Mathilde Kersting. Die stellvertretende Direktorin des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) der Rheinisch-Westfälischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (RFWU) empfahl dem Gesetzgeber dringend, den Regelsatz zu erhöhen.

Bei Teenagern veranschlage der Gesetzgeber pro Tag für Nahrung und Getränke lediglich 3,42 Euro. Selbst wer nur beim Discounter kaufe, müsse jedoch im Schnitt 4,68 Euro täglich bezahlen, um den Appetit eines 15-jährigen Jugendlichen mit ausgewogener Kost zu stillen.

Für vier- bis sechsjährige Kinder seien vom Gesetzgeber 2,57 Euro täglich vorgesehen. „Das reicht gerade aus – allerdings auch nur, wenn die Lebensmittel beim Discounter gekauft werden“, erklärte Kersting bei der Vorstellung der Studie. Schon wer im normalen Supermarkt zugreife, komme nicht mehr mit diesem Betrag aus.

Die FKE-Forscher hatten im März 2004 in Dortmund die Preise von mehr als 80 Lebensmitteln erhoben, die für die gesunde Ernährung benötigt werden. Die Testkäufe erfolgten in Supermärkten der Ketten Rewe und Edeka, bei den Discountern Aldi und Lidl sowie in einem Bio-Laden. Anhand dieser Daten haben die Wissenschaftler die Kosten der notwendigen Nahrung für die verschiedenen Altersgruppen errechnet.

Nach den neuerlichen Preissteigerungen sind aber auch die jetzt vorgestellten Zahlen der FKE-Erhebung schon wieder zu niedrig. Es herrscht also dringender Handlungsbedarf. Wenn die Politik nicht aktiv wird, dann muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, Kinder und Jugendliche vorsätzlich verhungern zu lassen!

Kinder haften für ihre Eltern
Gerade sozial schwache Eltern verfügen oft auch nicht über das nötige Wissen zu den Bedingungen einer gesunden Ernährung ihrer Kinder. Zudem sind sie als Bezieher des Arbeitslosengeldes II häufig in einer psychisch instabilen Lage. Oft versuchen finanziell schwache Eltern auch, ihre wirtschaftliche Not vor den Kindern geheimzuhalten oder sie zumindestens so weit wie möglich davon zu verschonen.

Nach der ersten europaweiten Armuts-Studie von Anfang Dezember 2006 verzichten Eltern sogar selbst auf Nahrung, um nur ja ihren Kindern alles Notwendige bieten zu können. Nur jeden zweiten Tag oder noch seltener nimmt immerhin mehr als ein Viertel der Betroffenen überhaupt eine hochwertige Mahlzeit zu sich.

13 Prozent der Bundesdeutschen gelten nach dieser Studie als arm oder armutsgefährdet. Eine der häufigsten Ursachen dafür ist die Problematik, alleine ein Kind erziehen zu müssen. Oft ist das schwer vereinbar mit einer vollen Eingliederung ins Berufsleben.

Die fehlende Zuwendung des getrennt lebenden Partners möchte der alleinerziehende Part dem Kind gerne durch besondere Aufmerksamkeit ausgleichen. Herauskommen kann dabei angesichts der vorherrschenden Finanzknappheit auch eine Überfütterung mit billigen, aber eher ungesunden Lebensmitteln.

Kinder und Jugendliche aus niedrigen sozialen Schichten leiden deswegen schon jetztzwei- bis drei Mal so häufig unter Fettleibigkeit wie besser situierte Altersgenossen. In Deutschland sind etwa sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen fettleibig.

Übergewicht kann schwere chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Arteriosklerose nach sich ziehen. „Auch volkswirtschaftlich gesehen lohnt es sich deshalb, in eine gesunde Ernährung für alle zu investieren“, forderte Kersting.

Bilder von hungernden Kindern
Mangel-Ernährung schon im Kindesalter ist auch nach dem neuesten Buch des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach mit dem Titel „Der Zwei-Klassen-Staat“ der Einstieg in eine lebenslängliche Karriere im untersten Drittel der deutschen Klassen-Medizin. Wer nicht gut genährt ist, kann sich auch nicht gut konzentrieren. Schul- und Hochschul-Abschlüsse fallen deshalb wohl eher schlecht oder gänzlich aus. Der weitere Weg ist dann auch entsprechend vorbestimmt.

Diese Entwicklung erinnert fatal an die Werbung kirchlicher Spendensammler in den 60er Jahren. Mit Bildern total abgemagerter Kinder wurde Geld für die „armen hungernden Negerkinder in Afrika“ gesammelt. Heute müssten die Kirchen wohl genauso auch Geld für hungernde Kinder in deutschland sammeln.

Besser wäre indes, man schickte allen verantwortlichen Politikern und Bürokraten Briefe und Mails mit einem Hinweis auf die Bonner Studie. Massenhaft müssten sie diese Mitteilungen erhalten, damit keiner behaupten kann, er hätte nichts gewusst.

Franz-Josef Hanke

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