Sie konnten den Hals nicht voll genug kriegen. Jetzt bleiben ihnen die Brocken im Halse stecken. Selbst große Banken geraten bedrohlich ins Wanken.
Mit einer Zinssenkung um 0,75 Prozent hat die US-Notenbank „Federal Reserve“ (FED) die Krise fürs Erste noch einmal eingedämmt. Doch lange wird es nicht mehr dauern, bis die neoliberale Wirtschaft an ihrer eigenen Gier erstickt.
Lange Zeit hatten US-Banken die Binnen-Konjunktur im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten dadurch hochgehalten, dass sie bescheidenen Hausbesitzern für ihren Konsum billige Hypotheken aufgeschwätzt haben. Doch die Zinsen stiegen. Viele Hausbesitzer konnten ihre Schulden nicht abzahlen.
Ein Großteil dieser Kredite wurde faul. Durch die Masse der Insolvenzen waren die Häuser dann nicht mehr zu den Preisen zu verkaufen, die sie den Banken zur Deckung der Schulden hätten einbringen müssen.
An diesen faulen Krediten würgen nun aber nicht nur US-amerikanische Banken und Hypothekenfonds, sondern auch europäische Geldinstitute. Neben der Düsseldorfer DKB-Bank sind das auch die Sächsische Landesbank und die Westdeutsche Landesbank.
Mit der West-LB hatte die Landesbank Hessen-Thüringen (HeLaBa) eigentlich fusionieren wollen. Nachdem bei der West-LB jetzt aber ein Loch von 1,5 Milliarden Euro wegen der faulen Hypothenfonds aus den USA und anderer Missmanagement-Probleme bekanntgeworden ist, wird sich die HeLaBa diese Fusion noch einmal ganz genau überlegen müssen.
Grenzenlose Gier war der Grund für die Spekulation, bei der fragwürdige Geschäfte allein wegen der erhofften Gewinne getätigt wurden, ohne dabei die hohen Risiken zu berücksichtigen. Opfer dieser Gier sind nun aber nicht in erster Linie die verantwortlichen Manager und Aufsichtsräte, sondern vor allem die Eigner der betreffenden Banken. Und das ist im Fall der Landesbanken in großem Maße auch der Steuerzahler.
Opfer der grenzenlosen Gier werden aber auch die Beschäftigten: Um ihre Schieflage zu „sanieren“, wird die West-LB vermutlich einige Tausend Beschäftigte „abbauen“. Wahrscheinlich wird ihr kaum etwas anderes übrig bleiben.
Pikant daran ist freilich, dass gerade das Land Nordrhein-Westfalen als 38-prozentiger Miteigentümer diesem Personalabbau wird zustimmen müssen, während NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seine Wirtschaftsministerin Christa Toben noch wenige Tage zuvor zu Recht über die grenzenlose Gier des finnischen Handy-Herstellers Nokia und die Schließung seiner Bochumer Produktionsstätte gewettert hatten.
Auf Dauer wir das so nicht mehr weitergehen. Grenzenlose Gier trifft am Ende immer die Gierigen. Der schrankenlose Neoliberalismus erledigt sich so letztlich selbst.
Franz-Josef Hanke