Als größten anzunehmenden Unfall (GaU) hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel am Dienstag (2. September) das Ergebnis eines Prüfberichts über das Atomlager „Asse 2“ in Niedersachsen bezeichnet. Der sogenannte Status-Bericht des niedersächsischen Umweltministeriums listet eine ganze Reiche von Sicherheitsmängeln, Fehlern, Pannen und Schlampereien des Betreibers auf.
Angesichts dramatischer Missstände sowie der Gefahr eines Einsturzes des Salz-Bergwerks Asse droht ein Wettlauf mit der Zeit, um den dort gelagerten radioaktiven Müll zu sichern. Der Status-Bericht stellte dem Lager ein verheerendes Zeugnis aus.
„Asse ist die problematischste kerntechnische Anlage in ganz Europa“, befand Gabriel. Die Sicherheit des Lagers sei „nirgendwo nachgewiesen“.
Das Münchener Helmholtz-Zentrum als Betreiber verfüge nicht über die erforderlichen atomrechtlichen Fachkenntnisse. Eingelagert worden seien neben festen Stoffen auch flüssige radioaktive Substanzen, für die man aber nicht über die nötie atomrechtliche Genehmigung verfüge. Zudem sei das Lager nach Bergrecht betrieben worden und nicht nach dem wesentlich schärferen Atomrecht.
Nach dem Status-Bericht gefährden Wassermengen die Stabilität der Deponie. Experten fürchten einen Einsturz ab 2014. Zudem sind an mehreren Stellen radioaktiv belastete Laugen ausgetreten, die sich ihren Weg durch den Berg bahnen.
Betrieben wird Asse 2 seit gut 30 Jahren als angebliches Forschungs-Bergwerk. Deswegen obliegt die Aufsicht über den Stollen auch nicht dem Umweltminister, sondern der Forschungsministerin Annette Schavan.
Einen Betreiber-Wechsel haben neben Gabriel zwischenzeitlich auch andere Politiker in Bund und Ländern gefordert. Das allein wird aber wohl nicht ausreichen.
Klammheimlich ist aus einem einstigen Versuchs-Bergwerk ein Endlager gemacht worden. Die Bevölkerung wurde dabei an der Nase herumgeführt und systematisch belogen. Gebetsmühlenartig hieß es immer wieder, der Stollen sei sicher.
Für die Suche nach einem Atom-Endlager sind die Vorgänge ein absoluter GaU. Sie zeigen einmal mehr, wie gefährlich die Atomtechnik ist.
Die Grünen-Vorsitzende Renate Künast hat am Dienstag (2. September) gegen die Asse-Verantwortlichen Anzeige erstattet. Zu hoffen wäre, dass das wirklich einschneidende Konsequenzen haben wird.
Schon seit Jahrzehnten weisen Umweltschützer darauf hin, dass es keine sichere Endlagerung radioaktiv verstrahlten Mülls geben kann. Asse belegt diese Feststellung nun einmal mehr.
Immer wieder beteuern ihre Befürworter, Atomenergie sei sicher. Doch Asse belegt das genaue Gegenteil. Eine weitere Nutzung der Atomkraft wäre deswegen der sichere Weg in einen irgendwann drohenden GaU.
Franz-Josef Hanke