Erbitterter Streit herrscht zwischen den Parteien der rot-grünen Koalition im Marburger Rathaus. Dabei geht es aber beileibe nicht um eine Kleinigkeit. Auslöser war vielmehr eine Spende von 4 Millionen Euro an die Universitätsstadt Marburg.
Mit diesem lächerlichen Betrag wollte der Marburger Ehrenbürger Prof. Dr. Reinfried Pohl seiner Heimatstadt zu größeren finanziellen Bewegungsspielräumen verhelfen. Natürlich hat er das ganz uneigennützig und ohne jede Bedingung getan!
Man muss diesem großzügigen Mann wirklich dankbar sein. Schließlich kann die Stadt jetzt ohne Bedenken prüfen, ob sie einen Schräglift von der Wasserscheide in der Oberstadt hinauf zum Landgrafenschloss bauen kann.
Dort oben betreibt Pohl ein Ausflugslokal. Aber dass die Idee eines Aufzugs dorthin ein Bückling vor seinem „Bückingsgarten“ wäre, ist völlig abwegig!
Übertrieben ist auch die ungerechte Kritik vor allem der Linken, Pohl stecke sich die Stadt regelrecht in die Tasche. Nachdem Pohl am Lahnufer unweit des Hauptbahnhofs das Verwaltungsgebäude der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) errichtet hatte, wurde dieses Viertel wegen weiterer Immobilienkäufe rund herum um diesen Klotz im Volksmund „Pohlhausen“ odr „Pohlheim“ genannt. Nun bezeichnen böse Zungen die ganze Stadt sogar schon als „Pohlburg“.
Dabei hat Marburgs größter Steuerzahler doch nur seine jährliche Gewerbesteuer von mutmaßlich sechs Millionen Euro freiwillig aufgestockt. Zwar hätte die Steuergesetzgebung eigentlich diese Gelder von vornherein schon abzapfen sollen, damit niemand zum Milliardär werden kann durch das Auspressen von Drückerkolonnen, doch wenigstens zeigt Pohl noch selbst Einsicht. Die Stadt sollte diese Gabe deshalb nicht verschmähen!
Was aber ein „Gschmäckle“ hinterlässt, sind die Beschwerden von Grünen und Linken über „intransparenz“ bei der Vorbereitung der Spendenaktion. Selbst im Magistrat sei die Spende nicht besprochen worden. Vielmehr hätte selbst der Grüne Bürgermeister Dr. Franz Kahle davon angeblich erst aus der Zeitung erfahren.
Lesen bildet! Die arme Lokalzeitung muss doch auch irgendetwas haben, womit sie ihre Leserschaft gewinnen kann!
Gewinnen kann bei dem Deal auch die Stadt. Pohl wiederum spart STeuern an andere Finanzämter, weil er seine Spende von der Umsatz- und Ertragssteuer absetzen kann.
Reden sollte man über solche großzügigen Gaben auch erst, wenn alles in trockenen Taschen ist. Wenn also die Information spärlicher fließt als das Geld, dann ist das nur richtig so. Ein solches Vorgehen hat Pohls Busenfreund Dr. Helmut Kohl vor Jahren mit seinen „Spendern“ doch auch schon vorexerziert!
Ohnehin gehört die Welt längst den Reichen und Scheichen. Die Armen werden immer weiter geschröpft ohne Erbarmen.
Politiker sind doch schon längst käuflich. Natürlich gilt das nicht für alle, aber welcher Bundestagsabgeordnete in Berlin hätte keinen „Beratervertrag“, nähme keine Einladungen begüterter „Freunde“ in Anspruch und lebte genauso gewöhnlich wie seine Wählerschaft?
Die Republik hat den Präsidenten, der es gut verdient hat. Allen, die Christian Wulff nach seinen Reisen auf Kosten von „Freunden“, günstigen Privatkrediten der Ehefrau eines „Freundes“ und seinen hochnot „ehrlichen Erklärungen“ immer noch halten wollen, scheint eine saubere Trennung von Amt und Privatleben ebenso wenig wichtig zu sein wie finanzielle Transparenz. Verdient hat das Volk so viel „Freundschaft“ in höchsten Regierungsämtern beileibe nicht!
Aber wenn das Vorbild des Bundespräsidenten auch im gemütlichen Marburg Schule macht, dann ist das doch besser als wenn die Stadt Schulden macht! Pohl sei Dank hat sie eben jenen Milliardär, der es vom mittellosen Studenten mit einem Empfehlungsschreiben über den Einstiegsjob eines kleinen Anlageberaters bei Bernie Cornfelds „IOS“ bis zum „Chef der größten Drückerkolonne Deutschlands“ gebracht hat, wie man nach einem höchstrichterlichen Urteil über Pohl sagen darf.
Wenn sein härtester Konkurrent Carsten Maschmeyer durch alle Gazetten geistert wegen seiner engen Beziehungen zu Wulff, dann kann Pohl doch nicht tatenlos zusehen! Statt eines Bundespräsidenten, der ein ganzes Volk repräsentieren sollte, hält er sich bescheiden an eine kleine Stadt, die das auch zu schätzen weiß!
Die paar Nörgeler, die da das Maul aufreißen, würden doch sofort ihre eigenen Portemonnaies aufreißen, wenn bei ihnen das Geld im Kasten klingeln würde! Schließlich ist Politik die Kunst von der Abwälzung aller Schulden auf andere bei gleichzeitiger Verbuchung aller Gelder auf das eigene Konto.
Was in Berlin gerade Mode ist, das muss Marburg mitmachen. Wenn in Berlin jeder gut fährt, der gut schmiert, dann ist das in Marburg halt auch nicht anders!
Letztlich wird irgendwann eine Zahnradbahn hinauffahren zum Schloss, um den Touristen den steilen Weg über die Landgraf-Philipp-Straße zu ersparen. Das ist doch eine hervorragende Lösung!
Das Lösegeld dafür bezahlt nun jemand, dem das nicht wirklich wehtut. Ohnehin ist Pohl doch längst schon der ungekrönte „Gott der Stadt“.
Franz-Josef Hanke