Wenn die Kanzlerin die Jugend abkanzelt: Demokratie ist mehr als Kompromiss

Demokratie ist mehr als Regirung und Opposition. Demokratie ist Streit und Kompromiss. Demokratie ist aber auch der Kampf auf der Straße oder in Sozialen Medien.
Das muss Angela Merkel offenbar noch lernen. Wenn sie die Schülerbewegung „Fridays for Future“ als Produkt russischer Propaganda verleumdet, dann begeht sie damit einen folgenschweren Fehler. Wenn Jugendliche sich um ihre Zukunft sorgen, dann sollten alte Männer und Frauen das unbedingt ernst nehmen!
War es nicht angeblich russische Propaganda, die den Klimawandel leugnet. Nun soll es angeblich russische Propaganda sein, die diesen – zuvor vermutlich geleugneten – Klimawandel so ernst nimmt, dass sie zigtausende junger Leute deswegen auf die Straße treibt. Da stimmt doch was nicht!
Doch die Klima-Aktivistin Greta Thunberg wird geschmäht, weil sie sich offen zu Asperger bekennt. Asperger ist eine besondere Begabung, die den Betroffenen eine überdurchschnittliche Intelligenz auf Kosten anderer sozialer Fähigkeiten verleiht. Doch gerade die 16-jährige Schwedin beweist eindrucksvoll, dass ihre sozialen Kompetenzen ganz offensichtlich weitaus entwickelter sind als die der amtierenden Bundeskanzlerin.
„Fridays for Future“ verlegt das Lernen vom Klassenzimer auf die Straße und vom Lehrbuch direkt ins Leben hinein. Die Schülerinnen und Schüler beweisen mit dieser Aktion, dass sie gemeinsam für die Zukunft der Menschheit eintreten und dafür sogar persönliche Nachteile in Kauf nehmen wollen.
Wer den Demonstrierenden dieser Bewegung ihre Ernsthaftigkeit oder politische Klugheit abspricht, hat offenbar das nicht verstanden, was diese intelligenten jungen Menschen absolut richtig verstanden haben: Wenn jetzt nicht sofort massiv gegengesteuert wird, dann ist es zu spät, die Folgen der Erderwärmung noch in bewältigbaren Grenzen zu halten. Wer eine Zukunft ohne Massenmigration und Klimakriege, ohne gigantische Überschwemmungen und dramatische Versteppung fruchtbarer Landschaften will, der muss jetzt handeln!
Nicht ohne Grund schimpfen viele Zeitgenossen auf die Politiker in Berlin. Kompromisse sind zwar nötig in jeder vernünftigen Politik, aber faule Kompromisse sind der Tod des Vertrauens in sie.
Faule Kompromisse wie der zur Weiterbeschäftigung des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen trotz seiner fatalen Nähe zur AfD oder jetzt zum Kohleausstieg bis 2038 gefährden die Demokratie. Nicht nur die Weigerung rechtspopulistischer Parteien und ihrer Mitläufer, Fakten über Flucht und Kriminalität zu akzeptieren, ist gefährlich; ebenso oder sogar noch gefährlicher ist die Weigerung der Kanzlerin und einiger ihrer Parteifreunde, die deutlichen Fakten zu Klima- und Umweltschutz, Feinstaub und Tempolimits, Erderwärmung und globaler Gerechtigkeit ernst zu nehmen.