pm 1/92: Verbale Distanzierungen reichen nicht – HU zu Rostocker Ausschreitungen

Eine klare Absage an Gewalttätigkeiten gegen Menschen verlangt die Humanistische Union von allen Verantwortlichen in Polizeiführung und Politik. Nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen der vergangenen Tage in Rostock dürfe die Distanzierung kein leeres Lippenbekenntnis mehr bleiben.
Ihr müßten eindeutige Aktionen folgen. Der HU-Ortsverband Marburg forderte alle Politiker auf, ihre wahltaktische Suppe nicht mehr länger auf dem Feuer fremdenfeindlicher Ressentiments in bestimmten Bevölkerungskreisen zu kochen.
Allzu lange sei immer wieder vom „Boot“ die Rede gewesen, das „voll“ sei. Dieses Horrorgemälde habe die Vorstellung verbreitet, man müsse Asylbewerber aus der Gesellschaft ausstoßen und ihrem Schicksal im Herkunftsland überlassen.
Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, haben nach Überzeugung der HU ein unabänderliches Recht auf friedliches Asyl in unserem Land. Besorgniserregend und erschreckend sei die Gewaltbereitschaft junger Bundesbürger, die keine Hemmungen zeigten, Menschen tätlich anzugreifen. Wenn die Hemmschwelle der Gewaltbereitschaft breche, dann müßten in Zukunft auch hierzulande bürgerkriegsähnliche Zustände wie in Jugoslawien, Nordirland oder im Libanon befürchtet werden.
Das Gerede vom „Asylantenproblem“ müsse sofort aufhören! Während die vielbeschworene „Asylantenschwemme“ ständig in allen Medien über uns hereinflute, sei von anderen gesellschaftlichen Problemen kaum die Rede. Immer wieder werde – so HU-Vorsitzender Franz-Josef Hanke – die Floskel wiederholt, die „Flut“ müsse eingedämmt werden; weitaus drängendere Umweltprobleme würden dagegen in den Medien nicht mit derselben Intensität angesprochen. Hier dränge sich der Eindruck auf, bestimmte Politiker benutzten die Asylbewerber als Sündenböcke für wohlfeile Wahlpropaganda.
Der HU-Ortsverband Marburg fordert alle verantwortungsbewußten Menschen in Marburg auf, sich durch praktisches Handeln von fremdenfeindlicher Propaganda zu distanzieren. Stadt und Landkreis könnten dies tun, indem sie Asylbewerber aus Rostock unbürokratisch in Unterkünfte im Marburger Raum übernähmen. Franz-Josef Hanke

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