pm 2/98: Nicht schweigen zum Schweigeverdikt! – Zu einer Demonstration gegen die Ausgrenzung Behinderter ruft die Humanistische Union auf.

Anlaß für den Protest gegen die Diskriminierung Behinderter ist ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln, das am 8. Januar einer Wohngruppe geistig behinderter Menschen aufgrund einer Beschwerde aus der Nachbarschaft zu bestimmten Tageszeiten ihre Lebensäußerungen im Garten des Wohnheims verboten hat. Aufgerufen zu der Protestaktion hat der im Mai vorigen Jahres gegründete Verein „Behinderte in Gesellschaft und Beruf“ (BiGuB). Unter dem Motto „Wir lassen uns keinen Maulkorb umhängen“ soll der Demonstrationszug am Samstag ab 14.30 Uhr vom Arbeitsamt am Afföller quer durch die Innenstadt zum Kreishaus ziehen.
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und der hessische Landesbehindertenrat in Wiesbaden unterstützen die Demonstration ebenfalls. Neben Jens Bertrams vom Vorstand des BiGuB e.V. wird dort auch Bundesgeschäftsführer Dr. Bernhard Conrads für die Lebenshilfe sprechen.
Der HU-Ortsverband Marburg fordert die Bürgerinnen und Bürger auf, bei dem Protestzug am Sonnabend ihre Solidarität mit Behinderten und deren Bürgerrechten zu bekunden.
„Wir dürfen nicht dazu schweigen, daß Behinderte in ihrem eigenen Garten schweigen müssen, nur weil ein Nachbar ihre Lebensäußerungen nicht ertragen will“, stellt Dragan Pavlovic fest. Der stellvertretende Ortsvorsitzende der Humanistischen Union schließt sich auch der Forderung der Bundesvereinigung Lebenshilfe nach einem umfassenden Diskriminierungsverbot für Behinderte an. „In Deutschland ist der Umgang mit Behinderten immer noch von Fremdheit, Furcht und Verdrängung geprägt, wodurch diese Mitbürger meist mehr behindert werden als durch ihre gesundheitlichen Einschränkungen. Marburgs Bürgerinnen und Bürger können am Samstagnachmittag die behindertenfreundliche Tradition dieser Stadt erneut mit Leben füllen.“

Dragan Pavlovic

Über dp

Pressesprecher der HU Marburg

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