Seit einer Woche lesen, hören und sehen wir viel über den grausamen Anschlag. Das Geschehen wird in den Mittelpunkt gestellt. Damit sollen wir uns nun intensiv beschäftigen.
Wir hören und lesen die Worte der Betroffenen, Verantwortlichen, der Polizeiführer, der Kirchenvertreter und der Politiker. Eine Masse von sogenannten „Experten“, deren Anzahl die Zahl der Opfer bei weitem übersteigt, wird angehört, um mehr oder weniger Wissenswertes zu verbreiten; all das geschieht rund um die Uhr.
Aus irgendeiner Ecke dringt hin und wieder die klammheimliche Freude linker Populisten durch, die schon immer gewusst haben, dass die Rechten Extremisten und Terroristen sind. Vom Extremismus der Mitte haben sie noch nie etwas gehört.
Bemerkenswert ist die Einschätzung, dass das Publikum mehrmals täglich über solche Katastrophen informiert werden möchte. Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht scheint es doch opportun zu sein, stündlich über Todesopfer und Täter aus dem NATO-Staat Norwegen zu berichten.
Allein die Intensität der Berichterstattung machte den Namen des Öko-Bauern Anders Behrung Breivik zum Begriff und zugleich zur Inkarnation des Bösen, der nun vorsorglich krank geredet und geschrieben wird. Leider verbirgt sich hinter dieser Propaganda, die mit den Hintergründen des Breibikschen Gewaltaktes nichts zu tun hat, ein hässliches – von Doppelmoral geprägtes – Gesicht.
Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger oder an – mit Unterernährung verknüpften – Krankheiten. Im Jahr 2005 tötete der Hunger mehr Menschen als alle in diesem Jahr geführten Kriege zusammen (laut Jean Ziegler, „Das Imperium der Schande“, 205, Seite 102).
Dafür und für die Ursachen dieses massenhaften Sterbens interessiert sich die Journaille nicht. Die Propaganda unterstellt, das interessiere niemanden.
Etwas anderes gilt jedoch, wenn es darum geht, gegen den Islam zu hetzen. Ohne Gespür für Relationen wird stündlich verbreitet, dass alle sechs Minuten in Somalia ein Kind am Hunger stirbt. Schuld daran sind natürlich nicht die internationalen Chemie-Konzerne, die sich am überflüssigen Düngemitteleinsatz und der Einführung der Hybrid-Bepflanzung schwindlig verdienen, sondern die dummen Bauern, die sich wegen der unmenschlichen Folgen dieser Art von Geschäften islamistisch orientierten Milizen anschließen.
Von Trauer, Wut und Bestürzung finden sich in den gleichen Medien keine täglichen Berichte über die unzähligen zivilen Opfer der Kriege, die die NATO-Staaten geführt haben und noch führen. Laut Angaben des Vietnamesischen Roten Kreuzes leiden zirka 500.000 Vietnamesen noch heute an den Spätfolgen von Agent Orange. Mit diesem chemischen Stoff entlaubte der NATO-Staat USA im Krieg gegen Vietnam bis 1971 ohne nennenswerten Widerstand auch der Norweger den größten Teil der vietnamesischen Wälder.
Bis zum Jahr 2004 gab es ungefähr 100.000 zivile Opfer im völkerrechtswidrigen und auf Lügen beruhenden Krieg gegen den Irak. In Afghanistan waren im ersten Halbjahr 2011 allein 1.462 zivile Opfer zu beklagen.
Eine öffentliche Empörung über den Bomben-Terror der NATO-Staaten und die vielen zivilen Opfer ist aber weder in Norwegen noch im Rest Europas wahrnehmbar. Das liegt nicht an der Erwartungshaltung des Publikums, sondern an denen, die für die Propaganda verantwortlich zeichnen. Es sind die gleichen Personen, die Anders Behrung Breivik zum bösen Monster aufbauen, dessen rechtspolulistische Hintergründe – Thilo Sarrazin und seine Freunde in der SPD lassen grüßen – ebenso verschweigen wie die Ursachen und Folgen völkerrechtswidriger Angriffskriege der NATO-Staaten.
Diese Apostel vergießen keine Träne über die – nach offiziellen Angaben – mehr als 1.000 Menschen, die in Libyen durch die Bomben-Angriffe der in der NATO verbündeten Staaten bislang ums Leben kamen, von weiteren etwa 4000 Verletzten ganz zu schweigen. Sie mussten sterben, weil dort ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg geführt wird.
Warum wird nicht das Leiden dieser Opfer und ihrer Angehörigen in aller Breite dargestellt und dokumentiert? Davon, dass das Publikum darüber nicht informiert werden möchte, kann allem Anschein nach angesichts der Presse-Propaganda über die Ereignisse vom 22. Juli 2011 in Norwegen keine Rede sein!