Als „instinktlos und inhuman“ kritisiert die Humanistische Union Marburg die unmittelbar bevorstehende Schließung des Flüchtlingscamps in Marburg-Cappel. Die mittelhessische Regionalgruppe der größten und ältesten Bürgerrechtsorganisation Deutschlands solidarisiert sich mit den Hungerstreikenden im Camp und ruft die Bevölkerung zu deren Unterstützung auf. Ausdrücklich unterstützt die HU auch den Marburger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies bei seinem Einsatz für den Erhalt der Erstaufnahmeeinrichtung.
In einem Schreiben an den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier hatte Spies sein Unverständnis für die Entscheidung des Landes Hessen geäußert, ausgerechnet die Einrichgung in Marburg zu schließen. Auch die HU Marburg ist der Auffassung, dass Geflüchtete hier vergleichsweise gute Lebensbedingungen vorfinden. Mehr als 1.400 Menschen engagieren sich in Marburg ehrenamtlich für Geflüchtete.
Die auf einem vorherigen Sportplatz im Oktober 2015 errichteten sechs Holzhäuser bieten bessere Bedingungen für Geflüchtete als die meisten anderen Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland. Mit dem „Portal Gisselberg“ bietet die Universitätsstadt Marburg zudem in Eigenregie eine Anlaufstelle an, wo neben Kleiderkammer und Kinderbetreuung auch weitere ehrenamtliche Angebote für Geflüchtete und andere bedürftige Menschen bereitstehen.
Nachdem das Land Hessen am Freitag (16. September) die Räumung des Camps für Dienstag (20. September) oder Mittwoch (21. September) angekündigt hatte, haben sich rund 60 Menschen dort in einen Hungerstreik begeben. Ebenso wie Oberbürgermeister Spies äußert auch die HU Verständnis für die Sorgen der Geflüchteten. Insbesondere nach den Vorkommnissen in Bauzen und rassistischer Hetze gegen Geflüchtete sei jede Verlegung von Menschen aus einer als sicher erlebten Einrichtung in eine ungewisse Zukunft nicht vertretbar, erklärte die Bürgerrechtsorganisation.
„Sehr viele Bürger wollen Geflüchtete aufnehmen und ihnen helfen, den Horror von Krieg und Flucht zu vergessen“, bekräftigte der HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke eine ähnliche Aussage des Oberbürgermeisters in seinem Schreiben an Bouffier. „Nach wie vor sind weltweit Millionen Menschen auf der Flucht. Statt die Unterkunft in Cappel zu schließen, sollte das Land Hessen dem Beispiel Baden-Württembergs folgen und zusätzlich besonders hilfsbedürftige Flüchtlinge aus Griechenland, der Türkei oder anderen Regionen direkt nach Hessen und Marburg holen!“
Dragan Pavlovic