Amnon Orbach hat das „Marburger Leuchtfeuer“ 2022 erhalten. Franz-Josef Hanke hat die Gäste der Feierstunde am 22. Mai in der Marburger Synagoge im Namen der Humanistischen Union begrüßt.
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Bernshausen, sehr geehrter Herr Direktor Neumann, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrter Herr Orbach und liebe Hannelore Orbach,
ich freue mich, Sie alle im Namen der Humanistischen Union heute hier in der Synagoge begrüßen zu dürfen. Mein herzlicher Dank gilt der Jüdischen Gemeinde Marburg, die uns ihr Gotteshaus für diese Feier freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Wo anders als hier könnte die Verleihung des Marburger Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte an Amnon Orbach standesgemäß stattfinden? Dieses Haus atmet seinen Geist und ist durchdrungen von seiner Inspiration. Ohne ihn gäbe es diese Synaoge hier wahrscheinlich gar nicht.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Neumann vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen. Ohne zu zögern, hat er sofort die Laudatio auf unseren heutigen Preisträger übernommen. Ich bin schon sehr gespannt, was Herr Direktor Neumann uns heute zu sagen hat.
Ein besonderer Gruß gilt der letztjährigen Leuchtfeuer-Preisträgerin Halina Pollum, die der Jury den diesjährigen Preisträger vorgeschlagen hat. Danke für diese großartige Anregung!
Danken möchte ich auch meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Jury, die hier heute vollzählig versammelt ist. Unser Sprecher Egon Vaupel wird nachher die Preisbegründung vortragen, mit der wir in guter Tradition einmütig den diesjährigen Preisträger und sein jahrzehntelanges Wirken würdigen.
Meinen herzlichen Dank abstatten möchte ich auch an Hannelore Orbach, die uns – und insbesondere unsere Jury-Kollegin Melsene Prinz – bei der Vorbereitung dieser Ehrung tatkräftig unterstützt hat. „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau“, sagte man manchmal. In jedem Fall hat Frau Orbach unseren heutigen Preisträger vor mehr als 40 Jahren nach Marburg gelockt und damit sein Wirken hier wie auch diese Preisverleihung überhaupt erst möglich gemacht.
Danken möchte ich nicht zuletzt auch Ihnen, lieber Herr Orbach. Den Dank, den ihr unermüdlicher Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus, für interrreligiösen Dialog und für Jüdisches Leben in Marburg verdient, werden andere wohl ausführlicher ausbuchstabieren. Mein persönlicher Dank gilt aber einer kleinen Begebenheit, von der Sie bislang wahrscheinlich nichts wissen.
1996 haben Sie bei einer Feier im Rathaus Eva Hermann begrüßt und kurz auf ihre Ehrung als „Gerechte unter den Völkern“ hingewiesen. Daraufhin habe ich Frau Hermann angesprochen und mit ihr ein Interview vereinbart. Es war eine der beeindruckendsten Begegnungen, die ich im Rahmen meiner Arbeit als Journalist erleben durfte.
200 bis 300 Jüdinnen und Juden haben Eva Hermann und ihr Ehemann Carl während der Nazi-Zeit aus Deutschland hinausgeschleust. Dafür sind beide ins „Zuchthaus“ gegangen, wie die Nazis ihre Kerker damals nannten.
„Für mich war das eine selbstverständliche Pflicht“, hat Eva Hermann mir in ihrem Haus mit dem verwilderten Garten an der Gabelsbergerstraße gesagt. „In 14 Tag kommen Leute vom Shoa Projekt von Steven Spielberg, um mich zu filmen“, berichtete sie mir weiter.
„Man bekennt, indem man handelt“, lautete die religiöse Überzeugung der Quäkerin. Nicht Gebete waren ihr wichtig, sondern mitmenschliches Handeln. Die Taten der Menschen – ob sie Christen sein mögen, Juden, Muslime, Buddhisten, Agnostiger, Atheisten oder was auch immer – nur diese Taten zählen am Ende vor Gott und vor der Geschichte.
Sie, lieber Herr Orbach, haben da einen riesigen Schatz angehäuft. Ich freue mich wirklich von ganzem Herzen, heute ein wenig von diesem Reichtum mit ihnen teilen zu dürfen. Haben Sie herzlichen Dank dafür!