„Wir müssen verhindern, daß die Gewalt aus dem Fernseher in unseren Alltag herüberschwappt“, erklärt Franz-Josef Hanke. Nachdem am Sonntagabend in Cölbe eine 14-jährige ihre 13-jährige Freundin erschossen hat, fordert der Vorsitzende des HU-Ortsverbands Marburg schnelle Konsequenzen. „Gewalt darf nicht zum normalen Verhalten junger Menschen werden!“
Bestürzung und Trauer sollten nach Auffassung der Humanistischen Union nicht davon ablenken, daß Aggressivität und Gewalt unter Jugendlichen mehr und mehr zu einem gesellschaftlichen Problem werden. Auch in Marburg gebe es hier nach Beobachtungen der Bürgerrechtsorganisation deutliche Warnsignale, die rasches Handeln erfordern.
Schon seit Längerem setzt sich die HU für eine kritische Auseinandersetzung der Gesellschaft mit den Ursachen von Gewalt ein. Hanke macht hierfür unter anderem die vorherrschende Rücksichtslosigkeit im Umgang der Menschen untereinander als Ausdruck eines verschärften wirtschaftlichen Konkurrenzkampfes wie auch „eine wahre Flut von Gewaltdarstellungen in Film und Fernsehen“ aus. Wichtigste Ursachen für Aggressivität seien jedoch Angst und Unsicherheit.
„Wir müssen intensiv darüber nachdenken, wie wir Kindern helfen, sich schon früh zu autonomen und gefestigten Persönlichkeiten zu entwickeln“, sagt Hanke. „Gerade in Marburg wurden hierfür ja bereits pädagogische Konzepte erarbeitet, die es nun umzusetzen gilt.“
Die Verantwortlichen in Filmwirtschaft und Fernsehsendern fordert der HU-Ortsvorsitzende auf, freiwillig auf Darstellungen von Gewalt zur reinen Unterhaltung zu verzichten. Entschieden wendet sich der Bürgerrechtler hier aber gegen Verbote, die nach seiner Befürchtung immer die Gefahr staatlicher Zensur bergen. Gefragt seien hier auch die Bürgerinnen und Bürger, die solche Programme ächten müßten. Wenn niemand solche Darbietungen ansehe, verschwänden sie automatisch aus allen Programmen.
Für die rüden Umgangsformen in der Gesellschaft macht Hanke die Politik des rigiden Sozialabbaus und die Äußerungen führender Vertreter von Wirtschaftsorganisationen verantwortlich. „Der Röhrenblick – jeder für sich, ohne nach rechts oder links zu schauen – macht verantwortungsvolles Handeln fast unmöglich“, bedauert der Humanist. „Wir alle müssen hier mithelfen, daß wir mit unserem eigenen Verhalten nicht die Wurzeln gesellschaftlichen Friedens zerstören!“
Dragan Pavlovic