Leuchtfeuer-Preisträgerin Käte Dinnebier (Foto: Rainer Kieselbach)
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Die Gewerkschafterin Käte Dinnebier ist Preisträgerin des „Marburger Leuchtfeuers für Soziale Bürgerrechte“ 2007. Das haben die Stadt Marburg und die Humanistische Union (HU) am Mittwoch (27. Juni) bekanntgegeben.
Oberbürgermeister Egon Vaupel wird die Auszeichnung in Form eines Gemäldes der Marburger Malerin Maria Pohland sowie einer Urkunde am Dienstag (3. Juli) um 11 Uhr im Rahmen einer Feierstunde im Historischen Saal des Marburger Rathauses überreichen. Die Laudatio auf die langjährige Marburger DGB-Kreisvorsitzende wird Franziska Wiethold aus Berlin halten. Bis 2005 war sie hauptamtliches Mitglied des Bundesvorstands der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Das „Marburger Leuchtfeuer“ vergeben die Stadt Marburg und der HU-Ortsverband Marburg in diesem Jahr bereits zum dritten Mal. Erste Preisträgerin war im Sommer 2005 die Frankfurter Hörfunk-Journalistin Ulrike Holler. 2006 ging die Auszeichnung an den Frankfurter Sozialethiker Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ.
In der diesjährigen Preisträgerin sieht die Jury eine würdige Nachfolgerin der beiden bisherigen Leuchtfeuer-Inhaber. Über Jahrzehnte hinweg habe sich Käte Dinnebier besonders für die Gleichberechtigung und die Respektierung von Frauen im Arbeitsleben wie auch im Alltag eingesetzt, erklärte die siebenköpfige Jury. Auch die Gewerkschaftskultur war ihr ein Herzensanliegen.
Geboren wurde sie am 6. Januar 1931. Nach dem Abschluss der sogenannten „Volksschule“ nahm sie eine Arbeit in einem holzverarbeitenden Betrieb in Kirchhain an. Dort gründete sie schon bald einen Betriebsrat. Gleichzeitig trat sie auch in die Gewerkschaft Holz, Textil, Kunststoff ein.
1960 schloss sie sich außerdem der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) an, in der sie sich trotz heftiger Kritik an der Schröderschen „Agenda“-Politik bis vor kurzem in verschiedensten kommunalpolitischen Funktionen aktiv engagiert hat.
Über ihre Tätigkeit als Betriebsratsvorsitzende hatte sich die einstige Hilfsarbeiterin bald so viel Respekt erworben, dass sie 1961 in die hauptamtliche Gewerkschaftsarbeit übernommen wurde. 1974 wurde sie zur ersten weiblichen DGB-Kreisvorsitzenden in Hessen und bundesweit zur dritten Frau an der Spitze eines DGB-Kreises gewählt.
30 Jahre lang war Käte Dinnebier für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Marburg tätig. Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahr 1991 widmete sie sich der DGB-Senioren-Arbeit. Seither ist das Jahresprogramm der Marburger DGB-Senioren umfangreicher als das des DGB-Ortskartells.
1993 war sie auch Mitautorin von „Frauen in Marburg – ein Lauf- und Lesebuch“. Als persönliche Antwort auf eine Krebs-Erkrankung im Jahr 1995 hat Käte Dinnebier die „Frauen-Selbsthilfe gegen Krebs“ mitgegründet. Für diese Selbsthilfe-Organisation engagiert sich die Rentnerin heute ebenso wie für die Gewerkschaft und die Sozialdemokratie.
Eine ausführliche Würdigung des Engagements der Marburger Gewerkschafterin wird die Jury in ihrer Preisbegründung bei der Feierstunde am 3. Juli 2007 veröffentlichen. Als einen Ausdruck der persönlichen Wertschätzung vieler Menschen in Marburg mag man nach Ansicht des HU-Ortsverbands Marburg schon die Kommunalwahl 2001 betrachten: Dort wurde die Sozialdemokratin 30 Plätze weit nach oben gewählt und unternahm damit den größten Listen-Sprung in ganz Hessen!
Mit der diesjährigen Preisträgerin würdigt die Jury ihr jahrzehntelanges Eintreten für Mitmenschlichkeit, für Gleichberechtigung, für Solidarität und für Soziale Gerechtigkeit. Durch ihren Lebenslauf hat Käte Dinnebier nach Ansicht der Jury im Alltag „vorgelebt, dass kein Mensch sich klein machen muss und dass es sich lohnt, für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.“
Dragan Pavlovic