Dr. Helmut Kohl feiert am Samstag (3. April) seinen 80. Geburtstag. Gesundheitlich geht es dem ehemaligen Bundeskanzler zwar schlecht, doch genießt er die Glückwünsche einstiger Weggefährten und Freunde sichtlich.
Dabei hatte seine Partei ihm übel mitgespielt: Wegen der „Spenden-Affäre“ hat die Christlich-demokratische Union (CDU) ihren langjährigen Bundesvorsitzenden nach seiner Wahlniederlage 1998 fallenlassen.
Allerdings hatte er in diesem Zusammenhang sich selbst und seiner Parteiübel mitgespielt. Seine hartnäckige Weigerung, die Namen der dubiosen Spender zu nennen, begründete Kohl mit seinem persönlichen „Verständnis von Ehre“.
Eine recht eigene Auffassung hatte der Kanzler auch im Umgant mit Kritik: Journalisten kanzelte er schon mal ab, wenn sie „linke“ Rundfunkanstalten wie den Hessischen Rundfunk (HR) oder gar den Westdeutschen Rundfunk (WDR) vertraten. Die Berliner Tageszeitung (TaZ) musste ihre Berichterstatter sogar bei Auslandsreisen des Bundeskanzlers vor Gericht in sein Flugzeug einklagen.
Auch wenn er jetzt als „Kanzler der Einheit“ gefeiert wird, war Kohl eine durchaus zwielichtige Person. 16 Jahre an der Macht halten konnte er sich nur mit einem sehr ausgeklügelten System der persönlichen Verbindlichkeiten und Abhängigkeiten, das Medienberichten zufolge auch über finanzielle Elemente verfügt haben dürfte.
Den Pfälzer aber arrogant als „Birne“ abzutun und für dümmlich zu halten, war ein riesiger Fehler. Kein anderer Kanzler in Deutschland war so machtbewusst wie Kohl.
Gegenüber Kritik war er indes ausgesprochen dünnhäutig. Das belegt eine kleine Geschichte, die sich im Vorfeld des Bundestagswahlkampfs 1984 auf dem Marburger Marktplatz zugetragen hat.
Zwei Aktivisten aus dem Umfeld der rot-grünen Koalition im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA) hatten ein großes Transparent gemalt. Darauf schrieben sie in riesigen Lettern: „Pfälzer gegen Helmut Kohl!“
Beide stammten aus der Pfalz. Mit ihrem Spruchband machten sie ihrem Ärger Luft, als Pfälzer immer mit dem „Dicken aus Oggersheim“ aufgezogen zu werden.
Auf dem Marktplatz begann Kohl seine Rede: „Wieder einmal bin ich in Marburg. Wieder sind da die roten Fahnen und die Trillerpfeifen der kommunistischen Studenten.“
Dann stutzte der Kanzler: „Aber das da ist neu: Pfälzer gegen Helmut Kohl! Ich kann Ihnen versichern, dass ich in der Pfalz sehr beliebt bin.“
Am nächsten Tag prangte ein großes Foto des Transparents in den Zeitungen. Zwei Pfälzer hatten damit ihrem dünnhäutigen Landsmann gezeigt, dass seine Empfindlichkeit gegen Kritik letztlich ihm selbst schadet. Dadurch wurde er zur Zielscheibe höhnischen Gelächters und weiterer beißender Kritik.
Zu seinem 80. Geburtstag wirkt Kohl selbstgerecht und uneinsichtig. Man mag ihm ein langes Leben wünschen, damit er vielleicht doch noch begreift, dass Demokratie nicht käuflich sein darf.
Franz-Josef Hanke
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