„Abschalten!“ Wieder und wieder ertönte diese Aufforderung am Montag (14. März) in der Marburger Oberstadt. Gut 850 Demonstrierende zogen durch die Innenstadt, um damit für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie einzutreten.
Nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hatte das Anti-Atom-Plenum Marburg die Demonstration innerhalb kürzester Zeit organisiert. In gut 450 Städten bundesweit fanden zeitgleich ähnliche Mahnwachen oder Demonstrationen statt.
Begonnen hatte auch die Marburger Manifestation um 18 Uhr mit einer Mahnwache auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. Von dort aus zogen die Demonstrierenden eine Viertelstunde später über die Luisa-Heuser-Brücke, die Biegenstraße und den Rudolphsplatz sowie die Universitätsstraße durch die Oberstadt zum Marktplatz.
Vor dem Rathaus listete Gunter Kramp von der Bürgerinitiative gegen Atomkraft die ganze Reihe von Beinahe-Unfällen auf, die es in den letzten Jahren auch in deutschen Atomkraftwerken gegeben hat. Gleich in mehreren Fällen sei es nur Glück gewesen, dass es dabei nicht zur Kernschmelze gekommen war wie jetzt in Japan.
Auch in deutschen Atomkraftwerken könne es zu vergleichbaren Störfällen kommen wie zur Zeit in Fukushima. Dafür müsse es nicht einmal ein Erdbeben geben. Ein Flugzeugabsturz, Terrorakte, technische Defekte oder schlicht Bedienungsfehler könnten ähnliche Folgen haben wie bei der Kernschmelze in den Reaktoren von Fukushima.
Kramp wies darauf hin, dass die japanische Betreibergesellschaft TEPCO sich zu geringen Teilen auch im Besitz der Deutschen Bank befinde. Zudem habe auch ein anderes bundesdeutsches Kreditinstitut Gelder in diese Firma investiert, die schon in der Vergangenheit durch die Verschleierung von Störfällen und andere Unregelmäßigkeiten aufgefallen sei.
Ungeklärt sei immer noch die Endlagerung des radioaktiven Mülls. Weltweit gibt es noch keine entsprechende Lagerstätte.
„Wo wir doch schon Hunderte von Jahren gebraucht haben, um die altägyptischen Hyroglyphen zu entschlüsseln, ist es vermessen, zu glauben, dass die Menschen in 200.000 Jahren unsere Warnschilder lesen können“, meinte Kramp. Den gefährlichen Atommüll könne niemand über mehrere hunderttausend Jahre hinweg sicher verwahren.
Deshalb forderte er den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Diese Aussage quittierten die Demonstrierenden auf dem Marktplatz mit dem Ruf: „Abschalten!“
Aus alten Tagen der Anti-Atomkraft-Bewegung reaktivierten sie das Lied „Wehrt Euch, leistet Widerstand! Schließt Euch fest zusammen!“
Mehrere Aktionen gegen die geplante Laufzeitverlängerung wurden angekündigt. Bundesweite Großdemonstrationen am Samstag (26. März) in Köln und anderen Städten sowie am Montag (25. April) in Biblis sollen den Forderungen der Anti-Atom-Bewegung weiteren Druck verleihen.
„Wehrt Euch, leistet Widerstand!“ Wieder ließen Demonstrierende das altbekannte Lied ihrer altbekannten Bewegung ertönen. Mit diesem Gesang zogen sie durch die Barfüßerstraße und Am Plan sowie die Gutenbergstraße über den Rudolphsplatz und die Biegenstraße zurück zu ihrem Ausgangspunkt.
Auf diesem Weg ertönte dann auch die Feststellung: „Wenn Biblis auseinanderbricht, dann überlebt das Marburg nicht!“
Franz-Josef Hanke