Banken und Bänker 2011 – Rettungsschirme aus der Mitte der Gesellschaft

Die Geschichten, die das Leben schreibt, haben Vorzüge, die erfundene nicht bieten können. So saß mir in der vergangenen Woche ein Bänker aus einer Bankenstadt in Westdeutschland gegenüber, der von seiner Ehefrau seit Jahren stark gefordert wird. Nach Erörterung der Themen Scheidungsunterhalt und Zugewinn – beide ziemlich kapitalintensive Komplexe – wandten wir uns dem allgemeinen Talk zu und sprachen über Rettungsschirme aus der Mitte der Gesellschaft.

Ich wollte von Herrn Josef Schlechtenhügel (J. S. – Name geändert) wissen, was er wohl vom Rettungsschirm für Griechenland halte. Es verging nur eine kurze Zeit, da sprachen wir über die Rüstungsindustrie, die wohl ein sehr guter Kunde der deutschen Großbanken sei.

Mit sanftem politischem Druck hätten Vertreter Deutschlands griechischen Politikern immer wieder verdeutlichen müssen, wie wichtig es sei, vor allem von deutschen Rüstungsunternehmen alles mögliche Kriegsgerät zu kaufen. Griechenland stehe nun ebenso gut mit deutschem Material ausgerüstet da wie einer seiner Nachbarstaaten, mit dem ebenfalls gutes Geld verdient worden sei.

Natürlich habe Griechenland gar kein Geld gehabt, um so viele Waffen von deutschen und auch anderen europäischen – zum Beispiel französischen – Unternehmen zu kaufen. Das habe aber kein Problem sein sollen. Gerne seien da deutsche Großbanken eingesprungen.

Die benötigten Milliardenkredite seien gerne bewilligt und mit Staatsbürgschaften abgesichert worden. Bei den guten Zinsen hätten die Vorstände der Banken schon mal viel Spaß gehabt; natürlich in Erwartung beachtlicher Tantiemen.

J. S. meinte, das mit dem Rettungsschirm sei gar nicht so übel und von vorne herein klar gewesen. Die freie Marktwirtschaft der Rüstungsindustrie und der Banken müsse eben ohne Risiken klar kommen.

Angela Merkel wisse, wie das funktioniere. Damit Griechenland nicht insolvent werde, müsse eben der deutsche Staat blechen, damit der griechische Staat seine immensen Schulden bei den deutschen Banken bezahlen könne. So habe niemand einen Verlust.

Die Rechnung hätten zuerst die griechischen Bürger, die ohnehin über ihre Verhältnisse gelebt hätten, zu bezahlen. Nach der notwendigen Kürzung der staatlichen Leistungen für die Griechen komme der deutsche Steuerzahler natürlich für den Rest auf. So könnten ganz einfach die zur Begleichung der exorbitant hohen Rechnungen der Rüstungsindustrie aufgenommenen Darlehen der Großbanken zurückgeführt werden.

Am Ende des aufschlussreichen Gesprächs kam J. S. auf bankinterne Themen. Dort denke jeder nur an sich.

Nach der Vereinnahmung der Provision oder gar einer Abfindung agiere jeder nach dem Sankt-Florian-Prinzip. Die Sintflut möge andere treffen.

Auf die Frage, ob wir uns all das gefallen lassen sollten, fiel dem Bänker – ganz zweifellos einem Mann aus der Mitte dieser Gesellschaft – ein, dass er noch etwas für seinen Garten zu besorgen habe. So kam es zur Verabschiedung mit den gegenseitig besten Wünschen zum Wochenende.

Tronje Döhmer

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