„Freiheit für Julian Assange“ forderten Teilnehmehnde einer Veranstaltung im Käte-Dinnebier-Saal am Donnerstag (23. Januar). Sie sorgen sich um Gesundheit und Leben des Wikileaks-Gründers.
Zwei Studenten der Philipps-Universität hatten die Podiumsdiskussion organisiert. Ihrer Einladung waren 34 Gäste gefolgt. Als Referenten saßender Friedensforscher PD Dr. Johannes M. Becker und der Bürgerrechtler Franz-Josef Hanke auf dem Podium.
Mitorganisator Gabriel Schnitzler gab zunächst einen Einblick in die aktuelle Situation des Wikileaks-Gründers und ihre Vorgeschichte. Dabei zitierte er den britischen Diplomaten Craig Murray und den ANti-Folter-Beauftragten Nils Melzer vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UNO). Beide bezeichneten Assanges aktuelle Situation als „Folter“ und forderten seine unverzügliche Entlassung aus der Haft.
„Julian Assange wird zu Tode gefoltert“, erklärte Murray. In 20 Jahren habe er noch nie einen derartig schockierenden Fall erlebt, wo demokratische Staaten sich gegen ein einziges Individuum zusammenschließenerklärte Melzer.
Schockiert zeigte sich Schnitzler über den „ignoranten“ Umgang der „westlichen Wertegemeinschaft“ mit dem Fall Assange. Während Menschenrechte und Menschenwürde immer wieder hochgehalten würden, spielten sie im Fall Assange anscheinend keine Rolle. Der Student vermisste den „Aufschrei“ und „Protest gegen psychologische Folter“.
Außerdem wies er auf unlautere Methoden bei der Berichterstattung über den Fall Assange hin. Eine regelrechte Rufmordkampagne habe es geschafft, die Solidarität mit Assange auszuhebeln und die Berichterstattung über seinen Fall aus den Schlagzeilen vieler medien zu verdrängen. Assange werde als „Vergewaltiger“ dargestellt, während alle entlastenden Fakten unterschlagen würden.
„Selbst wenn man nicht mit allem einerstanden ist, was Julian Assange esagt oder getan hat, muss man doch klar für seine Freilassung eintreten“, erklärte Franz-Josef Hanke von der Humanistischen Union (HU). Der Marburger Bürgerrechtler verwies auf entsprechende Forderungen der Deutschen Journalistinnen- und Jurnalisten-Union (DJU) und des Deutschen Journalistenverbands (DJV) nach einer Freilassung des Journalisten. Eine Auslieferung an die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) verstoßen demzufolge gegen Europäisches und internationales Recht sowie die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK).
Becker erinnerte an die Kriegsverbrechen, die die Whistleblowerin Chelsea Manning mit Hife von Assanges Internetplattform „Wikileaks“ öffentlich gemacht hat. Die Offenlegung dieser Verbrechen sei nicht nur eine mutige Tat, sondern auch eine wichtige Leistung für Transparenz und Demokratie. Klar sei allerdings, dass Militärs und Geheimdienste derartige Aktionen mit allen – ihnen zur Verfügung stehenden – Mitteln bekämpfen.
Gerade deswegen aber sei Wikileaks wichtig für die Durchsetzung friedlicher Politik und diplomatischer Bemühungen zur Konfliktlösung. „Ohne Wikileaks wäre der Drohnenkrieg noch viel brutaler geworden“, vermutete der Friedensforscher. Umso dringlicher sei deshalb die Solidarität mit Assange.
An ihm wolle die US-Regierung „ein Exempel statuieren“, erklärte Becker. Sein Beispiel solle andere davon abhalten, Verbrechen von Militärs oder Geheimdienstenöfffentlich zu machen. Deshalb zögere man auch nicht, den schockierendenGesundheitszustand Assanges öffentlich zur Schau zu stellen.
Am Dienstag (25. Februar) soll ein Gericht in London über die Auslieferung des Wikileaks-gründers an die USA verhandeln. Bis dahin solle man ihm möglichst viele Briefe ins Gefängnis schicken, empfahl ein Besucher der Veranstaltung. Außerdem verabredeten sich Anwensende zur Vorbereitung von Mahnwachen in Marburg zugunsten von Assange.